Gemeinsame Veranstaltung der Obst- und Gartenbauvereine Lorch, Wäschenbeuren, Waldhausen und Plüderhausen über die Kreisgrenzen hinaus greift brandaktuelles Thema für alle Garten- und Stücklesbesitzer auf.
Unsere Streuobstwiesen sind seit vielen Jahren und Jahrzehnten bedroht.
Nicht nur die wachsende Siedlungsstruktur, mangelnde oder falsch verstandene Pflege, ungenügende Nutzung und auch wenigstens fragwürdig erscheinende Ausgleichsmaßnahmen sind häufige Ursachen. Hinzu kommt, dass seit Jahrzehnten mehr Streuobstbäume gefällt oder abgängig waren, als nachgepflanzt wurden. Der verbliebene Streuobstbestand ist meist überaltert und nun durch den Klimawandel und seine Auswirkungen in unterschiedlicher Weise bedroht.
Die Obst- und Gartenbauvereine aus Lorch, Wäschenbeuren, Waldhausen und Plüderhausen konnten mit Klaus Körber einen ausgewiesenen Experten und erfahrenen Referenten für einen Fachvortrag gewinnen. Klaus Körber ist Diplom Ingenieur der Fachrichtung Gartenbau, seit über 30 Jahren an der Bayerischen Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim, mit Schwerpunkt Obstbau und Baumschulen, tätig.
Der Saal im Lorcher Bürgerhaus war mit rund 100 Besuchern sehr gut gefüllt, als der Waldhäuser Vorsitzende Sebastian Zinßer neben dem Referenten Klaus Körber, der Lorcher Bürgermeisterin Funk und zahlreichen Gemeinderäten aus den umliegenden Gemeinden auch seine Kollegen, die Vorsitzenden der ausrichtenden Obst- und Gartenbauvereine Martin Mager (Lorch), Gerald Neuwirth (Wäschenbeuren) und Dominik Ströhlein (Plüderhausen) begrüßen konnte.
Klaus Körber vermittelte anschaulich und unterhaltsam die Fakten zum Klimawandel, beschrieb die Veränderungen in unserem direkten Umfeld und welche Auswirkungen dies auf Gehölze haben kann. „Der Klimawandel hat in meiner Heimatregion längst Einzug gehalten. Die Jahre 2003, 2006, 2015 und 2018 mit Temperaturen an die 40 Grad, die geringen Niederschlägen haben ihre Spuren hinterlassen. Fichte und Birke verabschieden sich nahezu flächendeckend, die Buche ist im Grenzbereich und unsere Schwarzkiefer reagiert mit einem heftigen Pilzbefall auf die Extreme der letzten Jahre. Die Schwerpunkte im Versuchsbetrieb an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau haben sich deswegen in den letzten Jahren verändert. Waren es früher Rosen und Clematis, an denen gearbeitet worden ist, so gehen die Versuchstätigkeiten immer mehr in Richtung Erderwärmung und die Auswirkungen auf Pflanzen und nachgelagert auf die vom Pflanzenleben abhängige Tier- und Insektenwelt,“ so unter anderem auch auf Herrn Körbers Internetseite www.klaus-koerber.de nachzulesen.
Die lokalen und regionalen Gegebenheiten, sowie die Vielfalt der verwendeten Obstarten und -sorten, im Zusammenwirken mit den bestäubenden Insekten, aber auch eine angepasste Wasserverfügbarkeit, werden eine entscheidende Rolle spielen. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass ungleichmäßig verteilte Niederschläge und heiße, trockene Sommer zu längeren Trocken- und Dürreperioden führen. Die erhöhte Sonneneinstrahlung mit länger andauernden hohen Temperaturen im Sommer führt zu Schäden, wie zum Beispiel der Sonnenbrand an Streuobst und Hitzerissen an den Bäumen selbst. Dies beeinträchtigt die Gesundheit der Bäume nachhaltig und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten ist deutlich herabgesetzt. Die über den Wind übertragenen Keime des schwarzen Rindenbrands und anderer Pilze, oder den Befall mit Misteln gab es früher schon, aber sie hatten durch die bessere Pflanzenvitalität deutlich weniger Angriffsfläche. Es trifft selbst zuvor starke und gesunde Streuobstbäume alter und bewährter Sorten. Nicht nur Standort-, Boden- und Humusanteil sowie Sortenauswahl, Nährstoff- und Wasserversorgung, Sonnenschutz mittels Rindenanstrich an jungen Bäumen oder angepasstem beschattenden Baumschnitt – viele altbewährte Ansätze werden hinterfragt und den neuen Erkenntnissen und veränderten Einflüssen angepasst werden müssen.
Es wurde ganz deutlich: Es gibt keine universelle Lösung für die Herausforderungen des Klimawandels in Bezug auf den Hausgarten und speziell unseren Streuobstwiesen, aber die Anstrengung zur Pflege wird zunehmen müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Streuobstwiesen zu minimieren. Nur so kann dieser bedrohte Lebensraum für tausende Tier-, Insekten- und Pflanzenarten – unsere landschaftsprägenden Streuobstwiesen – erhalten und bewahrt werden.